Großprojekt Rheinvertiefung – war da was?
Wer in letzter Zeit die Zeitung aufschlägt, reibt sich ein ums andere Mal verwundert die Augen. So zum Beispiel bei dem Tempo, mit dem in Monheim mitten zwischen zwei Naturschutzgebieten die Genehmigung für einen Windpark durchgewunken wird. Oder wie fix ein (Panorama)-Radweg durch den gesamten Kreis geteert wird, ohne wesentliche Bürgerbeteilungung, mitten durch Naturschutzgebiete und ohne den geringsten Ausgleich für viele Hektar versiegelte Fläche.
Von den klassischen Naturschutzverbänden ist da momentan nicht viel zu hören, zwar fordert zum Beispiel Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW, „Beim Bau neuer Windkraftanlagen müsse auch dem Umwelt- und Artenschutz Rechnung getragen werden“, aber man gewinnt den Eindruck, auch NABU und BUND haben den Kampf gegen die ständige Aushöhlung des Planungsrechts aufgegeben. So lässt sich zum Beispiel BUND-Landesgeschäftsführer Dirk Jansen in der WZ zum Thema Landschaftsschutzgebiet zitieren: „Im Rahmen von Bebauungs- oder Flächennutzungsplänen ist es relativ einfach, diese Gebiete umzuwidmen.“.
Das stimmt allerdings, wenn die Verbände es versäumen, Einsprüche zu erheben und die Planungen kritisch zu hinterfragen.
Der Eindruck verstärkt sich, dass „die Politik“ von der Energiewende besoffen jetzt mit aller Gewalt aufs Gas tritt, und bei der Gelegenheit bilden auf einmal die alten Wirtschaftsparteien und die Grünen in der Landesregierung eine unheilvolle Allianz. Und der ehrenamtliche Naturschutz hat nur noch marginale Bedenken, muss ja immerhin das Weltklima retten.
Ein Projekt mit erheblich größeren Dimensionen als ein paar Wohngebiete und Windschlegel ist bisher in der Region von der Öffentlichkeit weitgehend übersehen bzw. stillschweigend vorangetrieben worden: Die Rheinvertiefung zwischen Duisburg und Bonn. Eigentlich erstaunlich, steht sie doch schon im rot-rünen Koalitionsvertrag, und auch schon im Gebietsentwicklungsplan von 1999. Ich wette, die meisten ehrenamtlichen Naturschützer (Autor eingeschlossen) hatten bis vor kurzem davon noch nie etwas gehört. So langsam dämmert mir auch, warum in allen Hafenstädten hektische Aktvitäten zum Ausbau von Container-Terminals etc. laufen, zum Beispiel in Köln-Godorf und Düsseldorf-Reisholz. Da sollen demnächst die dicken Pötte aus Rotterdam entladen werden, nach der Rheinvertiefung.
Daß da irgendwelche Eingriffe in den Naturhaushalt vorgenommen werden, das scheint niemanden zu interessieren. Lastschiffe haben immer noch den Anstrich des ökologischen, weil man ja damit angeblich de LKWs von der Straße holt. Gleichzeitig ist zum Beispiel die Biostation in Düsseldorf dabei, mit hohem Aufwand die Auen entlang des Rheins wieder zu vitalisieren. Dabei sind durch die Rheinvertiefung erneut schwerste Eingriffe in Natur und Landschaft zu befürchten.
Nur ein Beispiel: Das FFH-Gebiet D-4405-301 “Rhein-Fischschutzonen zwischen Emmerich und Bad Honnef” umfasst fischökologisch bedeutsame Abschnitte des Rheins, die für die Fischarten von gemeinschaftlichem Interesse nach FFH-Richtlinie als Laich-, Jungfisch-, Nahrungs- oder Ruhehabitat von Bedeutung sind. Was nach einer Fahrrinnenvertiefung bei Niedrigwasser davon übrig bleibt, kann man sich leicht ausrechnen – Nichts!