Die Regenzeit und „Winterferien“

Die Regenzeit und „Winterferien“

Nach wie vor ist mein Leben in Ecuador sehr, sehr abwechslungsreich und spannend. Auf eine Sache kann ich mich doch stets verlassen: Den Regen!
Seit Anfang Januar ist befindet sich Pichincha (meine Region) im sogenannten „Winter“. Ich würde es eher Regenzeit nennen. 🙂
Es regnet täglich bis zu 14 Stunden, ansonsten scheint morgens öfters auch mal die Sonne oder es herrscht dichter Nebel.
Viele beschweren sich über die „Kälte“, denn in der Nacht können die Temperaturen bis auf 12°C sinken, sodass man sogar eine Jacke braucht.
Persönlich empfinde ich die Temperaturen als sehr angenehm, jedoch stört mich eher die Feuchtigkeit. Es schimmelt einfach alles! Angefangen von der Kleidung, den Schuhen über Bücher und meiner geliebten Blockflöte (im Luftkanal haben sich sogar Würmer eingenistet). Selbst auf meinen Ladekabeln bildet sich regelmäßig eine weiß-grüne Schicht!?

Weitere unangenehme Nebeneffekte sind, dass es vermehrt Überschwemmungen und Wasserausfälle durch Rohrbrüche gibt, die schon mal einige Tage anhalten koennen. Jedoch sind die Menschen darauf vorbereitet und halten Wasser in Tanks bereit!
Das Familienleben
In der neuen Gastfamilie habe ich mich schon gut eingelebt. Alle sind sehr nett zu mir und lassen mir viele Freiheiten. Dennoch muss ich immer sehr viel Geduld und Toleranz aufbringen, weil die Lebensweiße und Ansichten sich oft komplett von meinen unterscheiden.
Die Familie pflegt einen sehr gemütlichen Lebensstil: Arbeiten- nur so viel wie notwendig ist und um über die Runden zu kommen und danach Zuhause mir den Anderen vor dem Fernseher entspannen. Dementsprechend finden sie meine Unternehmungslust (ich gehe gerne raus, treffe mich mit Freunden, mache Sport oder plane Projekte) amüsant und ich habe mir so den Spitznahmen „Pata caliente“ (Heißfuß) eingefangen.
Es ist schön, dass wir die Unterschiede mit Humor hinnehmen und ich versuche dort Kontakt zu suchen, wo es möglich.

Meine deutschen und ecuadorianischen Eltern
Familie zu Besuch

Der Besuch meiner deutschen Eltern in Ecuador war für alle Beteiligten sehr interessant und lustig- es sind zwei Welten aufeinander geprallt, die sich zum Glück aber gut verstanden haben! 🙂
Mit meinen sieben, schon erwachsenen Gastgeschwistern verbringe ich gerne Zeit. Drei der Sieben sind in der Landwirtschaft tätig und bauen „Naranjilla“ an. Diese in Deutschland unbekannte Frucht ist ca. so groß wie ein Apfel, säuerlich und dient zur Marmeladen- und Fruchtproduktion.
Naranjilla-Ernte
Naranjilla-Ernte

Leider werden hier sehr viele Chemikalien gespritzt und nur Monokulturen gepflanzt – ein Desaster für die Erde und die kommenden Generationen!!!
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Den Bauern fehlt einfach das Wissen, um diese Dinge zu ändern und so lange sind sie bemüht mit allen Mitteln, die Ernteerträge zu steigern, um ihre Familie zu ernähren.
Dies zeigt mir noch mal die Wichtigkeit von dem
Umweltprojekt
In den letzten Monaten haben wir den organischen Schulgarten weiter ausgebaut. Leider sind Hühner eingebrochen und haben den Großteil unserer Pflanzen gefressen, aber wir haben den Zaun verbessert und hoffen so auf gute Erfolge in den kommenden Monaten.
Der organische Schulgarten
In einer weiteren Schule („Amanecer Campesino“) haben wir mit den Umweltklassen begonnen. Am Anfang ist wichtig, dass die Kinder verstehen, dass der Müll Schadstoffe (hier symbolisiert durch die Teufelchen) enthält, die austreten, sich ausbreiten und am Ende nicht nur Erde und Wasser schmutzen, sondern auch gefährlich für sie selbst werden kann.
Recycling-Klasse
Recycling-Klasse

Um das Interesse von den Kindern zu wecken, versuchen wir möglichst viele anschauliche und praktische Aktivitäten einzubauen. So sammeln wir auf dem Schulgelände Müll ein oder vergraben organischen und inorganischen Müll, damit die Kinder mit ihren eigenen Augen sehen, dass eine Plastiktüte im Gegensatz zu einer Eierschale nicht „von alleine“ verschwindet.
Besonders beliebt ist auch das Lied der drei Rs(http://www.youtube.com/watch?v=gKB_7MUPxT4 ), welches die Kinder auch noch in der Pause vor sich weiter pfeifen!
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Dies wird jede Stunde wiederholt: Nicht den Müll achtlos wegschmeissen oder verbrennen!!!
Die Grundschulen
Im Januar haben wir die großen Abschlussarbeiten geschrieben.
Als diese zur Erleichterung aller Beteiligten geschafft war, habe ich die letzte Woche vor den Ferien noch für Handarbeiten genutzt. Mit Hilfe von einer alten Plastikflasche und Pappe haben wir einen Stiftehalter in Form einer Kuh gebastelt.
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Die Kreativität der Kinder finde ich immer wieder aufs Neue beeindruckend!!!
Campamentos Vacacionales
Durch die Umstellung des Schulsystems in Ecuador von Trimester auf Semester, sind außergewöhnlich lange Schulferien von fast drei Monaten entstanden.
So haben wir – Freiwillige aus Deutschland, den USA (Clobal Citizen Year) und Ecuador- zusammen mit dem Rathaus aus Los Bancos Feriencamps in der Region organisiert. Ziel war es Lernen und Spaß zu verbinden!
Campamentos Vacacionales
Neben Liedern, Handarbeiten, Tänzen und Spielen haben wir größtenteils unterrichtet. Themen der Stunden waren: Umwelt, Müll, Geographie (welche Kontinente gibt es), Hygiene (Händewaschen und Zähneputzen), Zukunftsplanung (was sind meine persönliche Ziele), Ernährung, Gewalt, Geschlechterrollen (Machismo!) und für die Älteren auch Sexualkunde.
Diese Themen halte ich für grundlegend und es ist schade, dass gerade über Dinge wie Gewalt, Geschlechterrolen und Sexualität im Alltag offetmals nicht offen gesprochen wird. So haben wir die Wissensneugierde der Kinder gestillt und mit einigen Vorteilen aufgeräumt: z.B. sind viele der Meinung, dass wenn eine Frau „krank des Monats ist“ (also menstruiert), sich nicht waschen sollte.
Mir haben die Camps sehr großen Spaß gemacht, allerdings hat sich die Zusammenarbeit mit dem Rathaus als sehr kompleziert herausgestellt. Durch ständig wechselnde Pläne, stark schwankende Teilnehmerzahl und fehlende Materialien mussten wir andauernd improvisieren.
Hier habe ich gelernt aus wenig, moeglichst viel zu machen! 🙂
Karneval einmal ganz anders
Der Karneval in Ecuador ist eine einzige, riesige, aber lustige Sauerei!
Auf der Straße läuft man (aber besonders blonde Ausländerinnen!) Gefahr, aus dem Nichts abgeworfen zu werden. Alles was man irgendwie flugfähig ist oder ins Gesicht geschmieren werden kann, wird eingesetzt (auch hier war ich von der Kreativität überrascht! :)): Wasser, Eier, Mehl, Sprühschaum, Ketschup, Farbe oder auch Schlamm!
Karneval einmal ganz anders!
So habe ich mich sowohl mit meinen Gastgeschwistern als auch mit meinen Freunden zum Karneval „spielen“ verabredet.
Es war ein echt spaßiges und besonderes Erlebnis, auch wenn die spätere Reinigung etwas aufwändiger war!!! 🙂

Ein Gedanke zu “Die Regenzeit und „Winterferien“

  1. Noch in Ecuador? Versierte Tropenexperten reisen nie in die Feuchttropen ohne eine Glühlampe (in Ecuador 110 V) alter Bauart mit Fassung und Anschlusskabel dabei zu haben. Diese wird, wie auch immer improvisiert, unter die Kleider oder andere feuteempfindliche Dinge montiert und zeigt seine wundersame „Heilwirkung“ selbst bei nur kurzzeitigem Betrieb durch Notagregatstromversorgung. Wunder der Physik gegen Feuchtverrottung in den Tropen!

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