Alternativer Weihnachtsbaum in Gruiten
Weihnachtsbaumkulturen gehören in Nordrhein-Westfalen zu den Flächen mit dem höchsten Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln, wie überhaupt Baumschulen und Gartenbaubetriebe, die keine Lebensmittel produzieren, ziemlich freihändig mit Spritzmitteln hantieren.
Mit etwa 18.000 Hektar Anbaufläche ist zum Beispiel das Sauerland wichtigstes europäisches Produktionsgebiet für Weihnachtsbäume und Schmuckreisig geworden.
Kennzeichen nachhaltiger Forstwirtschaft ist, dass die Betreuung von Waldflächen und ihre Nutzung in einer Art und Weise erfolgt, dass die biologische Vielfalt, die Produktivität, die Verjüngungsfähigkeit, die Vitalität und die Fähigkeit, gegenwärtig und in Zukunft wichtige ökologische, wirtschaftliche und soziale Funktionen zu erfüllen, erhalten bleibt und anderen Ökosystemen kein Schaden zugefügt wird. So stehts zumindest auf dem Papier, in diesem Fall dem Landesforstgesetz.
Die meisten Weihnachtsbaum-Flächen im Sauerland haben allerdings keine derartigen Kennzeichen, dort werden massenhaft Herbizide eingesetzt, wegen ausgeschwemmter Gifte gab es dort in den letzten Jahren zahlreiche Fälle von verseuchtem Grundwasser. Die Landesregierung hat deshalb die Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen per Landesforstgesetz aus dem Wald im Sinne dieses Gesetzes herausgenommen, mit dem üblichen Begleitgeheul der sogenannten Waldbauern. So weit so gut. Flächen unter zwei Hektar Größe sind von der Regelung ausgenommen, darunter fallen die meisten kleineren Anbauflächen im Kreis Mettmann, zum Beispiel an der Ortsumgehung Gruiten
Das alles ist nichts wirklich Neues, wer sich einen Weihnachtsbaum ins Haus stellt, muss wissen, dass er in aller Regel ein Produkt aus intensivster Agrarindustrie gekauft hat, auch wenns nachher mit Kerzen und Lametta verziert ein heimeliges Gefühl ins Wohnzimmer transportiert.
Doch es geht auch anders: Umweltbewegte Zeitgenossen wie der Gruitener Landschaftswächter und AGNU-Aktivist Hans Friebe, immer für einen Spaß zu haben, machen es vor. Seit Jahren ärgert sich Friebe über den Müll, der aus den Fenstern der Autofahrer in die Straßengräben der Region fliegt, und hat jetzt aus seiner reichhaltigen Sammlung ein schönes Kunstobjekt zusammengestellt.
Das Massentaugliche, das Populäre zur Kunst werden lassen – das bunte Weihnachtsbäumchen aus weggeworfenen Feuerzeugen hat alle Merkmale der Pop-Art. Ob das Mahnmal im schnuckeligen Ortskern Gruitens von den Fachwerk-Touristen so recht gewürdigt werden wird, sei mal dahingestellt. Nach Weihnachten kommt das gute Stück sicher in die Wertstofftonne und wird dem Recycling zugeführt.