Erfassung der Großpilzarten der Grube 7

von Karl-Heinz Schmitz
Die Grube 7 ist ein ehemaliger Kalksteinbruch im Haaner Ortsteil Gruiten und seit 1997 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. In der Grube 7 wurden beispielsweise schon die Bestände von Pflanzen, Flechten und Moosen erfasst. Die Bestandsaufnahme der vorkommenden Organismen wurde ab Oktober 2014 auf die Großpilze ausgeweitet, seither wurden zu diesem Thema fünf Exkursionen, durchgeführt, vier davon im Herbst/Spätherbst, eine im Frühjahr. Dabei wurden bisher 64 Großpilz-Arten nachgewiesen.

Vorgehensweise

Die meisten Großpilze bilden vergängliche Fruchtkörper, die sich schon nach wenigen Stunden oder Tagen einer Beobachtung entziehen.
Um möglichst das gesamte Artenspektrum zu erfassen, sollten Exkursionen zu jeder Jahreszeit durchgeführt werden. Lediglich niederschlagsarme Zeiträume und Frostperioden brauchen nicht berücksichtigt zu werden. Der Schwerpunkt der Begehungen sollte im Spätsommer bis Spätherbst stattfinden, da durch abnehmende Verdunstungsraten selbst bei geringen Niederschlagsmengen die meisten frischen Fruchtkörper aufzufinden sind.
Die Bestimmung der Fruchtkörper erfolgte, wenn möglich, durch Ansprechen der makroskopischen Merkmale am Fundort. In Zweifelsfällen erfolgte eine anschließende Absicherung mittels gängiger Bestimmungsliteratur. Einige Funde erforderten weitergehende mikroskopische Untersuchungen wie z. B. Sporenabwurfpräparate und Sporenvermessungen.
 Einteilung der Pilze
Stellt man die Frage, was überhaupt ein Pilz ist, so wird die Antwort einige Naturfreunde überraschen. Nicht bei dem was wir sehen handelt es sich um den Pilz, sondern bei dem was im Boden, in Laub- und Nadelstreu, hinter Baumrinde oder im Holz und sonstigen Substraten sitzt; eine Vielzahl dünner, meist weißer Fäden, die man Myzel nennt. Was man oberirdisch sieht, sind lediglich die Fruchtkörper. Pilze besitzen kein Blattgrün (Chlorophyll), mit dem sie Sonnenenergie zur Photosynthese nutzen können, sondern sie verwerten fremde, organische Substanzen.
Nach ihrer Ernährungsweise kann man die Großpilze in drei Gruppen einteilen. Die wohl umfangreichste hierunter bilden die
Zersetzer (Saprophyten). Sie ernähren sich überwiegend von pflanzlichen Substanzen wie Humus, Laub, Totholz, Dung oder sogar Holzkohle.
Mykorrhizapilze (Symbionten) hingegen bilden eine Lebensgemeinschaft mit grünen Pflanzen, meist Bäumen, wobei das Myzel eine Verbindung mit dem Wurzelwerk der ausgewählten Pflanze eingeht und wie ein vergrößertes Wurzelwerk die Nahrungsaufnahme dieser verbessert. Die Pflanze ihrerseits beliefert den Pilz mit den für ihn notwendigen Stoffen.
Schmarotzer (Parasiten) ernähren sich meist von lebenden Pflanzen und machen unter den Großpilzen nur einen kleinen Teil aus. Einige Arten, wie der bekannte Echte Zunderschwamm, wachsen zunächst parasitisch und leben nach dem Absterben des Wirtsbaumes oft noch jahrelang als Saprophyten, bis das Holz vollständig zersetzt ist.
Es folgt eine kleine Auswahl von Pilzen die bisher in der Grube 7 gefunden wurden:

Eine weitere Klassifizierung wird nach folgenden Gruppen vorgenommen:
Schlauchpilze – Ascomycetes
Nichtblätterpilze – Aphyllophorales
Bauchpilze – Gasteromycetes
Sprödblättler – Russulales
Röhrenpilze – Boletales
Blätterpilze – Agaricales
Schleimpilze – Myxomycetes
Fundliste
Es konnten in sämtlichen, vorher aufgezählten Gruppen, Funde verzeichnet werden. Angesichts der anhaltenden Trockenperiode in 2016 konnte die Herbstexkursion erst am 30. Oktober durchgeführt werden. Hierbei konnten dann erneut eine große Anzahl von Pilzen vorgefunden werden, darunter auch wieder einige Neufunde.

Gesamtfundliste 2014-2016
Gattung / Art Deutscher Name
Bovista pusilla Zwergbovist
Clitocybe dealbata Feldtrichterling
Clitocybe fragrans Langstieliger Dufttrichterling
Clitocybe inornata Grauweißer Trichterling
Coprinopsis atramentarius Faltentintling
Coprinopsis spec. Tintling
Coprinus comatus Schopftintling
Cortinarius alboviolaceus Weißvioletter Dickfuß
Cortinarius caninus Rostbrauner Dickfuß
Cortinarius flexipes Geranien-Gürtelfuß
Cortinarius spec. Gürtelfuß
Cortinarius spec. Schleierling
Cortinarius subbalaustinus Zimtblättriger Birkenwasserkopf
Cuphophyllus virgineus Schneeweißer Ellerling
Galerina marginata Gifthäubling
Galerina vittiformis Viersporiger Mooshäubling
Ganoderma applanatum Flacher Lackporling
Gymnopus peronatus Brennender Rübling
Hebeloma crustiliniforme Tongrauer Fälbling
Hebeloma mesophaeum Dunkelscheibiger Fälbling
Hebeloma sinapizans Rettichfälbling
Helvella acetabulum Hochgerippte Becherlorchel
Hygrocybe calciphila Kalkholder Saftling
Hygrocybe conica Schwärzender Saftling
Hygrocybe insipida Gelbrandiger Saftling
Hymenoscyphus spec. Stängelbecherling
Hypholoma fasciculare Grünblättriger Schwefelkopf
Inocybe spec. Risspilz
Kuehneromyces mutabilis Stockschwämmchen
Laccaria tortilis Verbogener Lacktrichterling
Lactarius pubescens Flaumiger Birkenmilchling
Leccinum scabrum Birkenpilz
Lepista nuda Violetter Rötelritterling
Lycogala epidendrum Blutmilchpilz
Lyophyllum decastes Brauner Büschelrasling
Mycena acicula Orangeroter Helmling
Mycena cinerella Aschgrauer Helmling
Mycena diosma Duftender Rettichhelmling
Mycena haematopus Großer Bluthelmling
Myxomycet spec. Schleimpilz
Oudemansiella mucida Beringter Schleimrübling
Oudemansiella radicata var.marginata Braunschneidiger-Wurzelschleimrübling
Panellus stipticus Herber Zwergknäueling
Paxillus involutus Kahler Krempling
Piptoporus betulinus Birkenporling
Plicaturopsis crispa Krauser Adernzähling
Polyporus brumalis Winterporling
Polyporus ciliatus Maiporling
Polyporus melanopus Schwarzfußporling
Polyporus varius Löwengelber Stielporling
Pycnoporus cinnabarinus Zinnoberrote Tramete
Russula parazurea Blaugrüner Reiftäubling
Russula spec. Täubling
Russula vesca Speisetäubling
Stereum subtomentosum Samtiger Schichtpilz
Stropharia aurantiaca Orangeroter Träuschling
Stropharia caerulea Blauer Träuschling
Suillus luteus Butterpilz
Trametes ochracea Zonentramete
Trametes hirsuta Striegelige Tramete
Trametes versicolor Schmetterlingstramete
Tricholoma myomyces Mausgrauer Erdritterling
Typhula filiformis Binsenkeule
Xylaria hypoxilon Geweihförmige Holzkeule

Ein Gedanke zu “Erfassung der Großpilzarten der Grube 7

  1. Ist das die Gesamt Liste der in der Grübe 7 gefundene Pilze oder nur aus der letzten Exkursion?

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