Haan im Regionalplanwahn
Der Gebietsentwicklungsplan datiert von 1999. Zeit also, eine Fortschreibung zu machen. Aber nicht mehr als Gebietsentwicklungsplan, sondern neu unter der Bezeichnung Regionalplan. Dieser soll den Rahmen setzen für die künftige räumliche Entwicklung der Region. Dabei sollen der wirtschaftliche Strukturwandel, die demografische Entwicklung und die unterschiedlichen Ansprüche an den Raum festgelegt werden. Auch sind Fragen der Verkehrsentwicklung und Logistik, Energieversorgung und Klimaschutz zu berücksichtigen.
Auf den Kreis Mettmann bezogen haben die zehn angehörigen Kommunen weit mehr als 100 Projekte beantragt. Die Richtung ist unverändert: Mehr Flächen für Wirtschaft und Wohnen, mehr Straßen! Für uns Umweltschützer ist das besonders gravierend, denn nach der Festsetzung im Regionalplan gibt es im weiteren Verfahren keine Einspruchsmöglichkeit mehr!
Der Ansatz, die Leitlinien zum Regionalplan waren durchaus sinnvoll. Bedarfsgerechte Planung, Innen- vor Außenentwicklung, Siedlungsbereiche effektiv nutzen, Freiraum nachhaltig und zielgerichtet schützen….
Die zuständige Behörde, Bezirksregierung Düsseldorf, hat zum Entsetzen der Kommunen dann einmal eine Aufstellung präsentiert, aus der hervorging, wie viel Flächen die einzelnen Kommunen über Plan bereits beansprucht hatten – und ihnen somit keine weiteren Flächen mehr zugestanden werden sollten! Unter Führung des Landrats Hendele gab es ein Aufschrei der Bürgermeister (berechtigt oder nicht, Hauptsache Lärm!) und man tritt nun erneut in Verhandlungen.
Festzuhalten gilt, dass der Kreis Mettmann bereits jetzt 40% der Fläche für Siedlung und Verkehr verbraucht hat! Der landesweite Durchschnitt liegt bei 23 %.
Die Landwirtschaft hat nur noch 38 % im Vergleich zum Landesdurchschnitt von 49%.
Dabei ist die Bevölkerung im Kreis Mettmann bereits von 2005 bis 2012 von 505.000 auf 494.000 geschrumpft.
Die Prognose geht davon aus, dass bis 2030 weitere 5-6 % weniger Menschen im Kreis Mettmann leben werden. Für Haan liegt die Prognose bei einem Minus von nahezu 8%. (Daten des IT.NRW vom 29.11.2012)
In den Köpfen der Verwaltungen und der Politik ist immer noch Wachstum und nicht Nachhaltigkeit! Daher ist das Credo unverändert, mehr Flächen für Wirtschaft und Wohnen, mehr Straßen!
So auch in Haan und das schauen wir uns mal an.
Bei den gemeldeten 15 Punkten gibt es einige unkritische Punkte. So die formale Streichung der Wasserschutzzone in Gruiten, die andere Bezeichnung der Gewerbe- und Industriegebiete (Fuhr, Haan-Ost, Flurstraße, Düsseldorferstraße, Haan-West).
Problematischer wird es bei diesen Plänen:
Nr. 3 Tückmantel
Die Verwaltung möchte den ASB (All-gemeinen Siedlungsbereich) auf die Bereiche Tückmantel und Teichkamp ausweiten. Aus unserer Sicht gibt es Bedenken, da diese Flächen einerseits einen Biotopverbund darstellen und andererseits dort das Einzugsgebiet für die Quelle des Obgruitener Baches liegt.
Nr. 5 Ausweitung GIB Haan Ost
Zur Erklärung muss man sagen, dass es sich hier um die Flächen nördlich der A46 handelt – also der Bereich rund um die Polnische Mütze. Fraglich, was hier noch nach der massiven Straßenerweiterung übrig bleibt. Und wer möchte zwischen Autobahn und Gräfratherstraße wohnen?
Nr. 6 ASB Südliche Gruitenerstraße
Diese Fläche liegt südlich des neuen Kreisverkehrs der K20n in Gruiten. Erneut sollen landwirtschaftliche Flächen in Größenordnung von 5 Hektar in Anspruch genommen werden. Ein Wohngebiet an dieser Stelle bedeutet keine Abrundung, sondern ein weiterer Einschnitt in bestehende landwirtschaftliche Flächen. Zudem wird eine Frischluft-schneise zerschnitten.
Nr. 7 Regionalplanerisch bedeutsame Straße zwischen A46 und K20n
Nachtigall, ick hör dir trapsen! Das hat die AGNU bereits vor vielen Jahren gehört – damals wurde nämlich bei der Verbreiterung der A46 die Unterführung übermäßig groß ausgebaut. Hier nun der nächste Schritt. Vom Kreisver-kehr K20n zur A46 bis zum Tunnel neben dem Rastplatz (der ja auch in mit einer heftigen Erweiterung in Planung ist!). Anschließend kommt dann regionalplanerisch ganz bedeutsam die Verlängerung über das Hühnerbachtal zum Kreisverkehr Nordstraße/Alleestraße!!!
Zudem träumt man an dieser Stelle von einer dritten Autobahnabfahrt für Haan! Und überhaupt – wer definiert eigentlich regional planerisch bedeutsam????
Hier gilt es rechtzeitig dagegen zu halten!
Nr. 8 Möbelmarkt Ostermann
Die AGNU hat sich klar gegen diese Planung auf der Ausgleichsfläche ausgesprochen und ist froh, dass auch die Untere Landschaftsbehörde Bedenken erhoben hat.
Nr. 12 ASB Düsselbergerstraße
Erfreulicherweise streicht man auch einmal einen alten Plan. Diese Fläche wäre ein Siedlungsbereich auf den Höhen westliche der Sinterstraße geworden. Nicht aus den Köpfen hingegen ist die Erweiterung unmittelbar westlich der Sinterstraße…
Nr. 13 ASB Zwengenberger Straße
Erfreulich auch diese Streichung. Südlich der Bauberufsgenossenschaft und der Wohn-Bebauung wird man nicht näher an das Ittertal heranrücken….
Nr. 14 Grube 10
Die von der AGNU gehegte und mit viel Mühe gepflegte Grube 10 in Gruiten soll jetzt einen offiziellen Schutzstatus erhalten. Da werden wir doch nichts gegen einwenden!
Nr. 15 Straße Haan Ost – Solingen-Wald
Das Sahnehäubchen zum Schluss. Schon bemerkenswert, dass diese Straße nicht auch gleich regionalbedeutsam zu Ehren kommt!
Krasser geht es wohl nicht? Eine neue Straße quer über landwirtschaftlich genutzte Flächen, über natürliche Bachtäler hinweg? Wann hört der Planerwahn zu Gunsten der Autofahrer endlich auf?
Fazit:
Der neue Regionalplan wird auch der AGNU noch einige Arbeit bereiten. Neben den Stellungnahmen, die wir als Träger öffentlicher Belange (TÖB) abgeben werden, stehen auch noch Beratungen und Beteiligungen im Beirat und im ULAN-Ausschuss des Kreises Mettmann an.