Neue Chancen für den Kiebitz
Ein dicker Kracher im Haaner Sommerloch: Die Ansiedlung der Europa-Zentrale des Automobil-Zulieferers auf dem Acker zwischen Haan und Gruiten ist vorerst abgesagt. Die Firma wollte am Haaner Standort ihre Aktivitäten bündeln, zur Freude des Haaner Kämmerers.
Die Bürgermeister in einigen umliegenden Kommunen (z.B. Burscheid, Remscheid, Leverkusen) waren allerdings von den Plänen weniger begeistert, von einem „Schwarzen Tag für die ganze Region“, wie es in der Rheinischen Post zu lesen war, kann deshalb keine Rede sein. Das Gezerre um die Gewerbesteuer, bei dem sich die Städte gegenseitig die Firmen abwerben, ist einer der Hauptgründe für den ungebremsten Flächenverbrauch im Rheinland und anderswo.
Ob es an dem schleppenden Bebauungsplanverfahren lag, an der entdeckten Gift-Altlast, oder gar an den doch reichlich fragwürdigen Ausgleichsmaßnahmen für die Haaner Kiebitze, das darf ebenfalls getrost bezweifelt werden. Laut Johnson Controls haben die Arsen-Altlasten sowie Bedenken der Anwohner wegen der befürchteten Erhöhung der Verkehrsdichte nichts mit dem Aufschub des Umzugs zu tun. Viel wahrscheinlicher ist, dass das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten steckt, wie das in der Branche alle paar Jahre üblich ist. Der Aktienkurs von JC ist seit Anfang 2011 auf Talfahrt (ca. minus 30 %) , und das obwohl die Autobranche brummt wie noch nie.
Automobilzulieferer sind fahrendes Volk, das gilt besonders für den US-Konzern mit Sitz in Milwaukee und seine 1.300 Standorte weltweit.
Das Bebauungsplanverfahren der Stadt Haan für die Äcker an der Windfoche könnte also in letzter Konsequenz ebenfalls auf Eis gelegt werden, Grund für das eilige Verfahren war schließlich das Interesse der Firma an den 16 Hektar Fläche. Weiter Zeit und Geld in die Planung zu stecken sollte man sich gut überlegen: Fertig erschlossene, leerstehende Gewerbegebiete gibt es in der Region reichlich!