Noch mehr Licht und Luft fürs Neandertal

Gerodeter Hang im unteren Neandertal, Juni 2014 (Foto: Armin Dahl)
Gerodeter Hang im unteren Neandertal, Juni 2014 (Foto: Armin Dahl)

Keine zwei Jahre ist es her, da tobte im Neandertal ein heftiger Streit um die Abholzungsaktionen entlang der Talstraße in Fahrtrichtung Düsseldorf. Wie immer wenn im Ballungsraum ein Baum gefällt wird fanden sich zahlreiche „Natur- und Baumschützer“ die das alles ganz schrecklich fanden, lokale Experten fühlten sich übergangen, die Politik mischte sich ein, und die lokale Presse quirlte das Ganze so richtig auf.

Am Ende stand ein runder Tisch mit mehreren Sitzungen, auf denen nicht viel herauskam, es wurde einige Male über so etwas wie ein „Niederwald-Konzept“ diskutiert, die Kreisverwaltung moderierte das Thema ab, der verantwortliche Förster suchte sich einen neuen Job. Mittlerweile ist es um das Tal etwas ruhiger geworden: Es gibt aktuell ein Monitoring bei dem nach Zauneidechse und Feuersalamander geschaut wird, die Stockausschläge sind drei Meter hoch, das Tal so grün wie immer.
Aber die Ruhe dauert nicht mehr lange: die nächste Fällaktion steht an, diesmal zwischen Ortsausgang Mettmann und dem Neandertal-Museum. Wer dort einmal mit dem Auto entlang gefahren ist, dem ist auch völlig klar warum: Die Hänge sind genau so instabil wie weiter unten im Tal, etliche Bäume hängen über die Fahrbahn, beim nächsten Sturm oder Naßschnee ist Ärger vorprogrammiert. Neandertal: 350 Bäume müssen weg, berichtet die Rheinische Post, und wie das bei solchen Aktionen so geht wissen wir schon von der letzten Aktion im Frühjahr 2014: Sägt man die untersten Reihen weg, kommt der Rest des Hanges hinterher. Es können also auch am Ende erheblich mehr Bäume werden, das entscheidet der Förster vor Ort.
Was von der Maßnahmen im Neandertal und anderswo naturschutzfachlich zu halten war, darüber hatte ich an dieser Stelle Position bezogen, übrigens BEVOR der erste Baum im unteren Talbereich gefallen war, und dafür auch einiges an Kritik eingesteckt. Aber die Sache stellt sich heute noch genau so dar wie vor Jahren, und deshalb wiederhole ich es gerne noch mal:
Was Flora und Fauna im Tal angeht, so bewerte ich die erneute Freistellung der Hänge eher positiv: Licht und Luft sind Mangelware im Neandertal, und Stockausschlag-Wälder zählen zu den artenreichsten Lebensräumen die es in Nordrhein-Westfalen gibt. Wer genaueres wissen will: Reichlich Literatur findet sich zum Beispiel im Buch Niederwälder in Nordrhein-Westfalen das es kostenlos im Netz oder auch in der nächsten Stadtbücherei auszuleihen gibt.
Die Fällaktionen werden durchgeführt ob „der Naturschutz“  – wer auch immer sich berufen fühlt – das will oder nicht. Hier geht es um Verkehrsgefährdung und da kennen Landesbetrieb Straßen NRW und die Kreisverwaltung keine Kompromisse. Lokalpolitiker werden sich wieder zu Wort melden, und die Presse wird wieder ein Aufregerthema haben, spätestens wenn die Talstraße gesperrt wird. Man darf gespannt sein wer sich nach (oder gar vor!) den Kommunalwahlen wie in Position bringt.
 
 
 

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