Stromtrassen: Fahr mal hin
In Zeiten der allgemeinen Atomausstiegsbegeisterung kommt immer wieder das Argument der Industrie, man müsse die Infrastruktur – gemeint sind die Stromleitungen – ausbauen, damit der Strom von den Windparks in der Nordsee zügig nach Süden transportiert werden kann.
Mal ganz abgesehen davon, dass es sich hierbei um das normale Geklapper handelt, mit der RWE, EOn & Co. davon ablenken wollen, dass sie Ihre Hausaufgaben (Aufrechterhaltung des Netzes) nicht gemacht haben: Die Strom- Pipeline- und Bahntrassen gehören in unserer Region mit Sicherheit vom Artenbestand und der Biotopqualität zu den besten Lebensräumen die wir noch haben. Und sollte irgend jemand in der Region neue Leitungstrassen durch Waldgebiete planen, so ist von meiner Seite nicht allzuviel Widerstand zu erwarten.
Warum sind die Stromtrassen so toll? Unter den Freileitungen müssen die Betreiber den Aufwuchs an Gehölzen regelmäßig entfernen, damit die Äste nicht zum Kurzschluss führen. Und dadurch sind die Bedingungen dort ähnlich gut wie zu den goldenen Zeiten, in denen es in Deutschland eine ausgeprägte Niederwald-Bewirtschaftung gab, bei der die Bäume in regelmäßigen Abständen abgeholzt wurden. Die entstehenden Biotope sind geprägt durch reichlich Licht am Boden, Blütenreichtum und reichlich Stockausschlag und frische Wurzelstöcke – es herrschen also beste Bedingungen für Insekten, Vögel und anderes Leben.
Natürlich wird das hier wieder der eine oder andere in den falschen Hals bekommen, deshalb noch mal besonders betont: Ich rede hier von Leitungstrassen IN WALDGEBIETEN. Und ich bin im übrigen nicht der erste der auf diese Idee kommt, deshalb hier der Link auf einen älteren Artikel in der ZEIT, der zu ähnlichem Ergebnis kommt: Eine Leitung für das Leben. Ausserdem empfehle ich hier vier Spaziergänge in der Region die sich wirklich lohnen. Macht Euch selbst ein Bild!
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Düsseldorf-Hassels: Quer durch den Hasseler Forst zieht sich die kombinierte Bahn-Stromtrasse mit Spitzenarten wie Kaisermaltel und Pflaumen-Zipfelfalter.
Remscheid-Wuppertal Cronenberg und Marscheider Wald: Hier finden sich Reste des ehemals waldfreien Bergischen Landes mit trockenen Heideflächen, reichlich Heidelbeeren und Ginster, mit entsprechender Fauna.
Weitere, sehr interessante Gebiete unter Stromleitungen:
Düsseldorf-Itter, Himmelgeister Rheinbogen: Direkt am Rhein gelegen, zoologisch höchst attraktives Gebiet mit Zauneidechse, Nachtigall und extrem artenreicher Insektenfauna.