Winterfütterung? Ja, aber bitte richtig!
Die Winterfütterung ist neben dem Aufhängen von Nistkästen wohl die beliebteste Form des Vogelschutzes, die Deutschen geben nach Schätzungen etwa 15-20 Millionen Euro pro Jahr dafür aus. Die Vogelfütterung fördert vor allem die einheimischen Meisen, Finken, Rotkehlchen und Drosseln. Die meisten von ihnen haben stabile oder wachsende Populationen, und keine dieser Arten ist in ihrem Bestand gefährdet.
Die Winterfütterung in der klassischen Weise mit Futterhaus und Meisenknödel hat zwar eigentlich keinen praktischen Nutzen für die Tierwelt, aber trotzdem: Als Lernort ist das Futterhaus im Winter eine tolle Sache, hier bekommen die Kinder erste Artenkenntnis, und irgendwie fühlt man sich ja auch ein bisschen besser, wenn man hinterm Ofen sitzt und draußen die aufgeplusterten Spatzen um die Körner streiten. Hier ein paar Tipps für die Praxis:
Körnerfresser (Buchfink, Bergfink, Spatzen, Grünling, Kernbeißer) können mit ihrem kräftigen Schnabel die meisten Sämereien knacken und fressen Sonnenblumenkerne, Hanf und andere Pflanzensamen. Futtermischungen aus dem Supermarkt enthalten allerdings oft auch Kerne von Unkräutern die man nicht unbedingt im Garten haben will, zum Beispiel die Beifuß-Ambrosie, deren Pollen starke Allergien hervorruft. Diese Pflanzen sollte man dann im nächsten Jahr nicht zur Entwicklung kommen lassen.
Beachten sollte man bei der Fütterung auch die Verhaltensweise der Vögel: So besucht zum Beispiel die Goldammer, ein Vogel der freien Feldflur, nur sehr ungern ein überdachtes Futterhäuschen. Wer genug Platz im Garten hat kann es deshalb auf einer größeren Freifläche mit einer Getreidefütterung versuchen. Am leichtesten kommt man an Hafer, den man sich im nächsten Reitstall oder Futtermittelladen besorgt. Jeden Tag eine Handvoll Körner auf den Boden streuen, dann gelingen tolle Beobachtungen. Nachbars Katze hat in freiem Gelände auch keine Chance, sich unbeobachtet heranzuschleichen.
Weichfutterfresser (Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Zaunkönig, Amsel und Star) ist mit grobem Körnerfutter nicht geholfen, sie fressen tierische Kost, Beeren, Obst oder nur sehr feine Sämereien. Eine billige und gute Alternative zu den handelsüblichen Futtermischungen ist zum Beispiel Quetschhafer, den man beim Futtermittelhändler (z.B. Raiffeisen) säckeweise kauft.
Eine prima Alternative zur klassischen Fütterung ist Fallobst, das man im Herbst in luftige Säcke lagert. Die typischen Winteräpfel halten sich im Freien monatelang und werden im Hochwinter ausgebracht, ziehen Amseln, Wacholderdrosseln und Stare magisch an (siehe Bild)
Allesfresser wie Meisen, Spechte und Kleiber fressen im Sommer besonders gerne tierische Kost und stellen sich im Winter auf Körner um und nehmen auch Sonnenblumenkerne, Hanf und Mohn an.
Ein Tipp für diejenigen, die sich beim Metzger Hammeltalg oder Nierenfett besorgen, um sich selbst eine Futterglocke zu bauen: Achtung, wenn die Masse zu hoch erhitzt wird stinkt es gewaltig, dafür braucht man einen eigenen Topf, der kommt danach wieder in den Keller oder Schuppen.
Gesalzene Speisereste, Speck, Salzkartoffeln haben im Futterhäuschen nichts verloren, und auch Brot ist nicht zu empfehlen, da es meistens viel Salz enthält und zusätzlich im Magen der Vögel aufquillt.
Und noch etwas: Winterfütterung und Naturschutz sind zwei Paar Schuhe! Meisenknödel und andere Installationen haben in Naturschutzgebieten und in der freien Landschaft nichts zu suchen! In entsprechend strukturreichen Landschaften und auch im Wald gibt es reichlich Nahrung in Form von Beeren, Samen, überwinternde Raupen und Spinnen, Schmetterlings-Eier und andere Leckereien. Wer daran Zweifel hat kann einmal an einem kalten Wintertag im Wald einen gemischten Meisentrupp mit dem Fernglas beobachten: Die Vögel untersuchen stundenlang Äste und Knospen, und wenn es da nichts zu fressen gäbe, wären sie schon lange ausgestorben oder weitergezogen.