Ökowiese Kriekhausen – das Kleine Haaner Insektenparadies
Die Konzepte für eine insektenfreundliche Pflege in landwirtschaftlich genutzten Flächen sind seit Jahrzehnten bekannt. Umgesetzt wird davon nur selten etwas. Aber jetzt!
Artensterben und „Stummer Frühling“ sind in den vergangenen nur einem kleinen Kreis von Menschen wichtig gewesen, die breite Bevölkerung versinkt dagegen in der Ahnungslosigkeit. Wer einmal mit einer Schulklasse durch eine blühende Wiese gegangen ist, der weiß wovon ich rede: Artenkenntnis steht nicht auf dem Lehrplan, und schon die Elterngeneration kennt nur eine Handvoll besonders auffällige Tier- und Pflanzenarten. Ein Landwirt, der nicht weiß wie eine Margerite aussieht? Kein Witz, sondern selbst erlebt! Wozu sollte er sie auch kennen, die Pflanze zeigt ja „mageren“ nährstoffarmen Boden an, und welcher Bauer braucht das? Die allermeisten Zeitgenossen glauben mittlerweile das Reh sei das Weibchen vom Hirsch, oder etwa nicht?
Und auch die Behörden haben jahrzehntelang das Klassenziel verfehlt, anders kann man die jüngste Pressemitteilung aus dem Landesamt für Umwelt nicht verstehen: Wie das Amt in Essen mitteilte, sei unklar, wie es um die große Mehrzahl der rund 25.000 Insektenarten in NRW bestellt ist. Deshalb sollen in Zusammenarbeit mit Universitäten in den nächsten drei Jahren die Bestände von Heuschrecken und Tagfaltern erfasst werden. Das Ganze wirft Fragen auf, sind doch die Tagfalter und Heuschrecken neben den Libellen die am besten bekannten, und auch vergleichsweise artenarme Tiergruppen. Die Universität Osnabrück soll´s jetzt richten, für 570.000 Euro. Man darf gespannt sein was davon wirklich bei den – bislang vor allem ehrenamtlich tätigen – Kartierern ankommt.
Aber sei es wie es will, die AGNU hat im Sinne einer insektenfreundlichen Umwelt ganz gut vorgelegt. Zum Beispiel mit der Pflege der Steinbrüche, die mittlerweile ein Pilgerziel für Liebhaber des Kaisermantels sind. Und seit vergangenem Jahr mit der Ausgleichsfläche zwischen Autobahn A46, der Hofschaft Kriekhausen und dem neuen Haaner Technopark.
Das Projekt ging bislang eher geräuschlos über die Bühne, so lange es dort nicht viel zu sehen gab. Aber ein wenig Glück gehört dazu, und so waren Frühjahr und Sommer 2018 für die Entwicklung der Insektenfauna optimal. Mittlerweile hat sich auf den Flächen ein spektakuläres Blütenangebot eingestellt, und die Biomasse an Insekten ist beachtlich. Mit eigentlich ziemlich einfachen Mitteln haben wir nach Ansicht der Rheinischen Post ein „kleines Insektenparadies“ erschaffen. Und von wegen klein: mit über sieben Hektar Fläche erfordert die Ökowiese auch eine Menge an „machine power“, alleine mit Handarbeit ist das nicht zu schaffen.
Nach einem Pressetermin der Stadt Haan ist das Projekt jetzt offiziell. Und deshalb habe ich eine spezielle Seite dafür eingerichtet, die ab jetzt mit Inhalten gefüllt wird. Der Fortgang der Arbeiten, die Entwicklung der Fläche, besondere Beobachtungen: Ein Teil davon wird in Zukunft unter der Rubrik Themen / Ökowiese Kriekhausen zu finden sein.
Projekte wie der Aufbau einer stabilen blütenreichen Wiese und besonders der darin lebenden Tierwelt brauchen erfahrungsgemäß mehrere Jahre: Pläne sind schnell gemacht, aber sie müssen auch durchgehalten und nachjustiert werden, und dafür brauchen wir Geduld, und werden unsere Erfahrungen machen. Aber bereits jetzt hat die Wiese eine ganz eigene Faszination entwickelt, schon alleine wegen ihrer schieren Ausdehnung.
Und zum Schluß noch ganz aktuell: wenn nichts schiefgeht, wird in dieser Woche zum ersten Mal auf der 2018 eingesäten Fläche Blumenwiesen-Heu gemacht. Drückt die Daumen für gutes Wetter!
Zum Thema Heumachen und Nachhaltigkeit: Es gibt Sensenlehrer und Sensenkurse (ich hab vor Jahren einen davon besucht), die solche Wiesen zur „Übungszwecken“ gerne mit der Sense mähen. Bei Interesse kann ich gerne einen Kontakt herstellen. Vielleicht wäre mal ein Haaner Sensenkurs auf der Ökowiese ein Highlight?
Heumachen wie vor 100 Jahren! Gute Idee! Erster Schwerpunkt wird aber der Insekten- und Feldvogelschutz sein.