Kiebitz Kompakt – von Bienen, Klimawandel, Ökoprofit, und den Sünden der Vergangenheit
Der neue Kiebitz Kompakt ist da, Wildbienen, Öko-Profit, Klimawandel, das Verschwinden der letzten Haaner Kiebitze und ein gescheitertes Schulgarten-Projekt sind die Themen. Vielen Dank an das Redaktionsteam! Hier geht´s zum Download
In den nächsten Wochen soll ein erneuter Anlauf genommen werden, die Erkrather Straße vom Durchgangsverkehr zu befreien. Hintergrund ist dieses Mal die bevorstehende Eröffnung des Baumarkts an der Düsseldorfer Straße, und der zu befürchtende zusätzliche Verkehr von der Autobahn in Richtung Sandberg. Über zehn Jahre alt ist der folgende Text, der aus den Untiefen der Festplatte hervorkam, er erschien vor elf (11) Jahren in gedruckter Form in unserer Vereinszeitung „Kiebitz“. Schon damals wurde das Vorhaben kontrovers diskutiert.
Aus aktuellem Anlass, und damit sich jeder ein Bild davon machen kann, wie seinerzeit die Diskussionen liefen, stellen wir den hier erneut im Internet zur Verfügung: Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen des Kiebitz Kompakt, und starke Nerven bei allen aktuellen und kommenden Umweltproblemen!
Haan ohne Plan
VON ARMIN DAHL (aus dem Kiebitz 1 / 2006)
Das selbstverschuldete Chaos um Erkrather, Hochdahler und Dieker Straße nervt die Anwohner. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Wir erinnern uns: Kurz nach der Wahl versprach der Uberraschungssieger Knut vom Bovert den Haanern ein Verkehrskonzept, bei dem der Verkehr sich auf die Hauptachsen konzentrieren sollte, bei gleichzeitiger Beruhigung der Wohn- und Nebenstraßen. Prima Idee!
Nun ist die Erkrather Straße gewiß nie als Hauptachse angedacht worden, hier grenzt das Erholungsgebiet im Stadtwald an, Kinder spielen im Wald, man geht mit dem Hund gassi. Es herrscht Tempo 30, auf die Flurstraße nach links abbiegen ist verboten, weil lebensgefährlich.
Umso lästiger war die ständige Raserei der Ortskundigen, besonders beliebt war die Erkrather Straße bei rücksichtslosen Paketdienstfahrern und eiligen Soldaten, die nach Dienstschluss zur sogenannten „Nato-Ralley“ von der Waldkaserne in Richtung Autobahn blasen Und wer auf seinem Navigationscomputer die Strecke Hochdahl-Hilden eingab, den schickte die Blechstimme am Ortseingang mit einem „nächste Straße rechts abbiegen“ durch das Wohngebiet.
Eher albern wirkten die Versuche der Polizei, mit Laserpistole und Radarfalle das Tempo in der Tempo 30–Zone zu drosseln: Damit konnte man nur Auswärtige fangen, und kurzsichtige Leute, die eine weiße Schirmmütze nicht auf 300 Meter Entfernung erkennen.
Geplantes Chaos
Also kam eine alte Idee wieder auf den Tisch: Ein Pfosten sollte rein am Sandbach, erst mal zwei Monate zur Probe. Gesagt getan, die Bauarbeiter rückten an, und ein paar Tage später war es dann soweit: zwei rotweiße Pfosten verhinderten die Durchfahrt – und das Chaos regierte tagelang. Denn in der Eile der seit Monaten angekündigten Sperrung hatte man vergessen, ein paar ordentliche Hinweisschilder aufzustellen.
Und so amüsierten sich die Anwohner der Erkrather Straße über die Verzweifelten, die da vor dem Pfosten wenden mussten. Und manch einer der ganz Eiligen ließ mit grimmiger Miene und quietschenden Reifen den Pfosten und die Erkrather hinter sich.
Die Beschilderung kam mit Verspätung, der Verkehr auf der Hochdahler Straße nahm nicht spürbar zu, und nach ein paar Tagen hatte auch der letzte begriffen, dass die vermeintliche Abkürzung von Hilden über die Untere Bachstraße länger dauerte als der kleine Umweg über die Rewe-Kreuzung. Auch an anderer Stelle, an der es vorher oft kriminell zuging, tat sich Positives. Am Ginsterweg zum Beispiel: Hier war das Chaos an der Handelshof-Ausfahrt und auch an der Ecke Flurstraße deutlich geringer. Und das links abbiegen von der Erkrather- in die Flurstraße hatte ganz aufgehört.
Avanti Dilletanti
Alles prima? Weit gefehlt, denn wer hätte dem SPD-Mann Dürr, Bewohner des Schlehdornweges und Mit-Initiator des Pfostens, den Erfolg gegönnt? Flugs machten ein paar Anwohner der Unteren Bachstraße den Aufstand, die Lokalpresse bekleckerte sich auch nicht mit Ruhm, und die Feldjäger der Waldkaserne – sonst eher bekannt für einen bedächtigen Arbeitsrhythmus – beschwerten sich, dass sie nicht mehr durch die Erkrather Straße blasen konnten, „wenn´s mal brennt„. Und dann, ja dann, dann war da noch die Sache mit der Hochdahler Straße: Bei deren Ausbau hatte die Baufirma STRABAG dermaßen geschludert, dass die Stadtverwaltung die Abnahme der Baustelle verweigerte: Kanaldeckel standen zu hoch, der Rand war unegal und der Teer bröckelte schon nach wenigen Monaten.
Und so rückten die STRABAG-Bauigel erneut mit ihren Teermaschinen an, die Fahrbahndecke musste erneuert werden. Und dazu musste natürlich der Pfosten in der Erkrather wieder raus. Warum? Weil die Dieker Straße als Umleitung für LKW ausfällt, wegen Brücke kaputt, und das schon seit Jahren.
Und schwupps beendete der Technische Beigeordnete, Stadtratsentscheid und Pfosten-Probezeit hin oder her – den ganzen Spuk. Die Pfosten kamen raus, die leeren Pfostenlöcher wurden gleich feste mit Teer verfüllt. Und jetzt dürfen sie wieder rasen, die Anwohner und Abkürzer, und wir warten wieder auf die freundlichen Helfer mit den weißen Mützchen und den Laserpistolen, und auf die Vorstellung und Umsetzung des überfälligen Verkehrskonzeptes. Und dazu gibt’s von dieser Stelle ein freundliches „Mach hin, Knut!“
Nachtrag:
Der Schreiber dieser Zeilen hat momentan drei Kleinkinder im Kindergarten an der Bachstraße und kommt dort mindestens zweimal am Tag vorbei – in der Regel mit dem Auto. Mich persönlich kostet der Pfosten täglich ein paar hundert Meter Autofahrt, die ich gerne aufbringe für ein verkehrsberuhigtes Unterhaan.